methoden des Alterns
Die Methode des schlechten Alterns erfreut sich häufiger Anwendung, hat aber einen unguten Ruf. Namentlich wird es ihr negativ ausgelegt, die Welt von Heute mittels Gestrigkeit und Gedankenarmut zu begreifen. Vergangene Meriten ermächtigen den schlecht Gealterten zu Deutungshoheit. Der alte Kaiser ist nackt und braucht sich dabei nichts zu denken.
Wie wollen junge Menschen wissen, ob Altersweisheit darin besteht, die grauen Zellen hintenraus Gräuliches denken zu lassen? Wer, wenn nicht die Altvorderen, hätte Zugang zur Erkenntnis, dass es am Ende des Lebens darum geht, sich von den Fesseln des Denkvermögens zu befreien?
Ist es unsportlich, wenn der erlahmende Intellektuelle nach den tiefsthängenden Früchten greift? Wenn er bei Argumenten daneben langt und sich auf den Kolumnen-Plätzen nach unten hangelt?
Der Platzhirsch kennt seinen Platz im Leben.
Der Gockel kräht, auch wenn es nicht mehr geht.
Die mancherseits eingeforderte Methode des guten Alterns übersieht, dass es Greisen keine Lust beschert, auf unverstandene Veränderung gutmütig zu reagieren. Ungleich mehr Sinn und Aufmerksamkeit schenkt Verbitterung. Völlig an der Realität vorbei geht das würdevolle Altern, wie schon der Konjunktiv des "würde" zeigt.
Warum also gehört das eigene Denkmal nicht besudelt, noch ehe es existiert, falls sich dadurch Errichtung und Bestrullung von vornherein verhindern lassen?